Wird von Managementnormen gesprochen, sind hiermit Normen wie beispielsweise ISO 9001 für das Qualitätsmanagement, ISO 14001 für das Umweltmanagement oder ISO 50001 für das Energiemanagement gemeint. Diese Normen sind nach der sog. „Harmonized Structure (HS)“ aufgebaut. Dies bietet den großen Vorteil, dass man sie in ein einziges Managementsystem integrieren kann (kurz IMS für Integriertes Managementsystem).
Zu diesen Normen gehört auch die ISO 45001 für das Thema Arbeitsschutz und hier läuft derzeit die Übernahme dieser Norm auf europäischer Ebene. Jedoch wird dieser Prozess derzeit von einigen EU-Mitgliedstaaten skeptisch gesehen. Gerade Mitgliedstaaten mit einem hohen Arbeitsschutzniveau (aufgrund staatlicher Regelungen) sehen keinen Bedarf an solch einer Norm und stehen demgemäß privaten Zertifizierungen skeptisch gegenüber.
Zur ISO 45001 gibt es weitere spezifischere Normen wie etwa zur psychologischen Gesundheit. Diese werden von ISO/TC 283 erarbeitet. In Deutschland wurden diese Normen jedoch nicht als DIN ISO übernommen.
Dagegen ist die ISO 31000 (umgesetzt als DIN ISO 31000) zum Risikomanagement keine Managementsystemnorm gemäß der HS. Es handelt sich gemäß dem Titel lediglich um Leitlinien.
Anders verhält es sich wiederum mit der ISO 37301 bzgl. "Compliance-Managementsysteme" (ISO/TC 309), umgesetzt als DIN ISO 37301. Diese ist ebenfalls nach der HS aufgebaut, so dass sich hier in einem IMS z. B. ISO 9001, ISO 45001 und ISO 37301 integrieren lassen.
Die ISO 9001 als vielleicht bekannteste Managementnorm wird zurzeit überarbeitet. Im Dezember 2023 wurde mit einfacher Mehrheit der Revision zugestimmt. Mit zahlreicher Beteiligung von Experten fand das erste Treffen der Arbeitsgruppe TC 176 SC2 WG 29 im Dezember 2023 in London beim BSI statt. Die Veröffentlichung der neuen ISO 9001 war eigentlich für 2025 geplant. Wie nun allerdings bekannt wurde, verzögert sich der geplante Termin. Beim Meeting von 15.-19.07.2024 in Detroit/USA wurde der Commitee Draft (CD) diskutiert und entsprechende Kommentare eingearbeitet. Die Beratungen wurden online vom 29.-30.07.2024 fortgesetzt. Im Rahmen dessen wurde beschlossen, dass die ISO 9001 einen Commitee Draft 2 (CD2) durchlaufen wird, um die Fülle an Kommentaren entsprechend einzuarbeiten. Im Regelfall ist dafür ein Durchlauf notwendig. Es steht auch schon ein Folgetermin im September 2024 an, bei dem über die weitere Vorgehensweise entschieden wird.
Parallel zur ISO 9001 wird auch die ISO 9000 revidiert. Durch die entsprechende ISO-Arbeitsgruppe TC 176 SC1 werden Überlegungen zur Anpassung der Qualitätsmanagement-Grundsätze sowie der Einführung neuer oder geänderter Definitionen angestellt. Die Ergebnisse werden aufeinander abgestimmt.
Die Erarbeitung der Norm wird als Pilotprojekt mithilfe eines neuen „Online Development Tools“ erstellt – ein Einstieg in die Digitalisierung der ISO-Normen (Stichwort „Smart Standards“).
Übrigens, Smart Standards werden auch ein Thema bei unserer 12. Konferenz „Product Compliance“ am 09. und 10.10.2024 in Berlin sein:
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Autor
Dipl.-Ing. (FH) Michael Loerzer
Regulatory Affairs Specialist